Zur ersten Ausgabe von „Lernen im Kampf – Linke Politik, Gewerkschaftliche Erneuerung, Marxistische Debatte“
von der Redaktion
»Wenn die Wahrheit zu schwach ist, sich zu verteidigen, muss sie zum Angriff übergehen«, meinte Bertolt Brecht im »Leben des Galilei«. Die Wahrheit haben wir nicht gepachtet, aber von der eigenen Schwäche aus zum Angriff übergehen – das scheint durchaus angebracht. Am Vorabend einer neuen weltweiten Wirtschaftskrise stehen Linke international vor immensen Herausforderungen. Wut und Zorn kochen nicht nur in Frankreich über. Doch daraus längerfristige Stärke und eine sozialistische Perspektive zu entwickeln, ist gar nicht so einfach. Wie können marxistische Prinzipien verteidigt werden, was genau sind diese Prinzipien eigentlich – und wie können Kämpfe gleichzeitig flexibel unterstützt oder angestoßen werden? Diese Fragen werden uns nicht nur in der ersten Ausgabe beschäftigten.
Mitte Februar bringt die Konferenz »Aus unseren Kämpfen lernen« in Braunschweig Linke aus Betrieben und Gewerkschaften zusammen. Grund genug für uns, den Schwerpunkt des ersten Heftes darauf zu legen, den Widersprüchen linker Ansätze dort nachzuspüren. Wie kann um Basis, Apparat und Führung gerungen werden? Kann die Initiative für einen Frauen*streik am 8. März dazu beitragen, das repressive Streikrecht in Deutschland zu erweitern? Selbstverständlich schauen wir auch auf die Entwicklungen in der Linkspartei rund um Aufstehen und Internationales kommt ebenfalls nicht zu kurz.
Bleiben nur noch wenige Zeilen hier für uns zu jammern: Marx beklagte, selten habe jemand so viel über’s Kapital geschrieben, der so wenig davon hat. Zumindest da sind wir schon sehr nah am Ur-Marx. Wir denken, diese Zeiten brauchen uns. Tragt dazu bei, dass wir weiter zum Angriff übergehen können. Bestellt und abonniert unser Magazin: LernenimKampf.net/magazin
Die erste Ausgabe:
Betrieb und Gewerkschaft
Gewerkschaftliche Organisierung ist die elementarste Ebene des Klassenkampfes. Daniel Behruzi fragt, was dran ist am Comeback der Gewerkschaften, von dem seit einigen Jahren die Rede ist
Christoph Wälz, David Matrai und Jan Richter diskutieren, ob Beteiligungsorientierung mehr ist als ein Modewort und was Linke in Gewerkschaften leisten können
Michael Quetting und Daniel Behruzi schauen auf die Streikbewegung in den Krankenhäusern und auf Jens Spahns »Pflegepersonalstärkungsgesetz«
Helmut Born kritisiert die Nähe der Gewerkschaften zum RWE-Konzern beim Thema Kohleausstieg und fordert, Strukturwandel nicht Politik und Unternehmern zu überlassen
Jörn Boewe und eine Amazon-Arbeiterin aus den USA setzen sich mit der Frage auseinander, wie sich die Beschäftigten des Online-Riesen organisieren können
Die LINKE
Nelli Tügel schreibt über die Krise der Sammlungsbewegung Aufstehen und eine LINKE in der Aufstehen-Krise
Pablo Alderete geht der Frage nach, wie Die LINKE unterschiedliche Milieus erreichen kann
Sozialistischer Feminismus
Ongoo Buyanjargal, Nelli Tügel und Christoph Wälz über Pläne für einen Frauen*streik am 8. März und Chancen, das Streikrecht in der Bundesrepublik zu erweitern
Sainaa Bold blickt auf einen schon erfolgreichen Frauenstreik bei Ryan Air
Krise, Konjunktur und Kapitalismus
Aron Amm analysiert eskalierende Handelskonflikte und die Anzeichen dafür, dass eine neue Rezession droht
Internationales
Wie eine linke Alternative zum drohenden Brexit-Desaster aussehen könnte, überlegt Stephan Kimmerle
Antoine Faubourg nimmt die Klassendynamik der Gelbwesten-Bewegung in den Fokus
Und wir fragen, ob sich La France Insoumise vor den Gelbwesten eigentlich verstecken muss
Whitney Kahn beschreibt die Lage in den USA zwei Jahre nach Antritt von Donald Trump als extrem polarisiert und beschäftigt sich mit den Chancen für die Democratic Socialists of America, DSA
Stresstest Marxismus: Noch aktuell?
Nelli Tügel hat »Die Permanente Revolution« von Leo Trotzki neu gelesen