Wir dokumentieren einen Artikel von Rainer Knirsch (BMW-Betriebsrat im Ruhestand und aktiv in der Bildungsarbeit der IG Metall) über das LabourNet Germany, den er für die Mitgliederzeitschrift der GEW Berlin verfasst hat.
Auch wir als Redaktion des Blogs „Lernen im Kampf“ bedanken uns im Zuge dessen beim LabourNet für die gute Zusammenarbeit und die Übernahme zahlreicher Artikel unseres Blogs.
Treffpunkt für Ungehorsame
Das LabourNet Germany ist eine wertvolle Informationsquelle für GewerkschafterInnen und PädagogInnen.
In: Berliner Bildungszeitschrift (bbz – Mitgliederzeitschrift der GEW Berlin, 06/2016)
Ob Arbeitskämpfe in Griechenland, Menschenrechte in der Türkei oder Fluchtbewegungen weltweit: Wenn ich mir unabhängige Informationen aus erster Hand wünsche von Aktiven aus der Gewerkschaftsbewegung vor Ort, dann werde ich im LabourNet Germany fündig. Diese umfangreiche Ressource ist auch für eine kritische pädagogische Arbeit hilfreich. Deshalb möchte ich sie GEW-Mitgliedern wärmstens empfehlen.
Drei Mal pro Woche versendet das LabourNet in seinem gratis zu abonnierenden Newsletter Informationen über soziale Kämpfe in Deutschland und weltweit. Ein geografisches und politisches Register leitet anschaulich zur vollen Information über, mit Links zu Originaltexten, Film- und Ton-Dokumenten sowie archivierten Dokumentationen. Alle Nachrichten sind gründlich recherchiert und erfolgen mit Quellenangaben. Viele Informationen werden exklusiv durch direkte und fast weltweite Kontakte zu Gewerkschaftsaktiven übermittelt.
Auf der Homepage befinden sich allein aus dem letzten Jahr 3.000 neue Beiträge, wobei Beiträge mit Updates sowie Dossiers, die über einen längeren Zeitraum geführt werden, jeweils nur einmal mitgezählt sind. Insgesamt besteht der Datenfundus aus aktuell 12.000 Beiträgen. Hinzu kommt das LabourNet-Archiv mit etlichen Seiten und pdf-Dateien. Für diesen Fundus zu Arbeitskämpfen und Arbeitsbedingungen aus rund 15 Jahren gibt es dort eine eigene Volltextsuche.
Zwischen Medienpreis und Hausdurchsuchung
Von den Zugriffen her steigt der Erfolg kontinuierlich seit dem Bestehen: Die Zahl der aufgerufenen Seiten pro Monat reicht bis zu 900.000. Höhere Zugriffe gab es zeitweise zu bestimmten Anlässen, wie der laufenden Berichterstattung zum Streik gegen die Ausgliederungen bei Opel Bochum – wofür es den Alternativen Medienpreis gab – oder anlässlich der später als rechtswidrig verurteilten polizeilichen Hausdurchsuchung der Redaktion am 5. Juli 2005 im Zusammenhang mit dem Widerstand gegen die HartzGesetze.
Diese vielfältige und journalistisch wertvolle Vernetzungsarbeit leistet eine momentan dreiköpfige Redaktion seit 1997, finanziert von Fördermitgliedern und der Stiftung »Menschenwürde und Kommunikation in der Arbeitswelt«. Seit 2011 arbeiten sie zudem mit »labournet.tv«, einem Projekt von »Content – Verein zur Förderung alternativer Medien e.V.« als Online-Archiv von Filmen aus der ArbeiterInnenbewegung. Darüber hinaus arbeitet LabourNet Germany mit den anderen LabourNets weltweit und internationalen KooperationspartnerInnen zusammen.
Ursprünglich kommt die Basis der InitiatorInnen, InformantInnen und SpenderInnen aus den gewerkschaftsoppositionellen Gruppen und Betriebsratslisten der 68erBewegung, die aus Altersgründen weniger werden und damit auch immer öfter als finanzielle UnterstützerInnen wegfallen. Diese kamen vor allem aus den Großbetrieben der Metall- und Elektro-, vor allem der Auto- und auch
der Chemie-Industrie, weniger aus Klein- und Mittelbetrieben, und in der Folge zunächst auch nicht so stark aus Bildungseinrichtungen, Universitäten und Schulen.
Aus dem »virtuellen Treffpunkt der Betriebs- und Gewerkschaftslinken« – so der LabourNet-Slogan der ersten Jahre – wurde so zunehmend der aktuelle »Treffpunkt für Ungehorsame, mit und ohne Job, basisnah, gesellschaftskritisch«. Fanden sich Berichte über Kämpfe von LehrerInnen und SozialarbeiterInnen früher vor allem bei lateinamerikanischen und asiatischen Ländern in der Rubrik »Internationales«, nehmen diese seit Jahren auch in Europa und Deutschland zu.
Die seit zwanzig Jahren zunehmenden prekären Beschäftigungsverhältnisse haben sich in der Berichterstattung und in zwei Konferenzen von LabourNet Germany niedergeschlagen, aber noch nicht zu einer wesentlichen Zunahme der UnterstützerInnen aus Dienstleistungsbereichen geführt. Darum wäre eine stärkere Verbindung zu Bereichen der LehrerInnen, SozialarbeiterInnen und weiteren sehr wünschenswert. Sowohl zur gegenseitigen Information, als auch zur finanziellen Unterstützung der Verbreitung der aktuellen Nachrichten.
Die Bedeutung der Lehrkräfte für die gesellschaftliche Gestaltung ist groß. Dafür sollte das LabourNet Germany auch von Lehrenden genutzt werden!
Sich mit Informationen gegenseitig helfen
Um langfristig die Informationsarbeit fortzusetzen, braucht LabourNet Germany neue AbonnentInnen und finanzielle UnterstützerInnen. Die Nutzung der Seite selbst und auch das Abo des Newsletters sind kostenlos und werden es auch bleiben. Die Kosten für die Unterstützung dieser Arbeit sind demgegenüber fast zu gering: Die Fördermitgliedschaft ist schon ab 5,50 Euro je Monat möglich, einmalige Spenden selbstverständlich auch. Um den gesellschaftlichen Nutzen der archivierten und aktuellen Informationen von LabourNet Germany zu bewerten, sollte man sich die Website einfach mal ansehen und darin stöbern: www.labournet.de
Lesetipps:
„…aufrecht gehen und Mensch sein, auch in der Fabrik“ – Besprechung eines Buches über einen dreijährigen betrieblichen Kampf bei BMW Berlin, in dem Rainer Knirsch, der Autor dieses Artikels, eine große Rolle spielte.
Bildungsstreik für eine bessere Gesellschaft – Diskussionsbeitrag von Rainer Knirsch zu den Berliner Lehrkräfte-Streiks