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Ryanair – Besondere Gegenwehr

Aus den Kabinencrews waren mehrheitlich und maßgeblich die Frauen ganz vorne dabei im Kampf

Dieser Artikel erschien zuerst in der Februar-Ausgabe unseres neuen Magazins, das du hier erwerben kannst.

von Sainaa Bold, Berlin

Der Kampf um einen Tarifvertrag bei Ryan Air war nicht der erste in der Branche und wird sicherlich nicht der letzte gewesen sein. Medial wurde die Auseinandersetzung vielfach analysiert. Es gibt viele lehrreiche Aspekte, aber einer scheint unterbeleuchtet: Der Kampf bei Ryan Air wurde maßgeblich von Frauen geführt.

Die Billigfluglinie macht enorme Profite auf dem Rücken der Angestellten. Mit Firmenhauptsitz in Irland konnten irische Arbeitsverträge genutzt werden, obwohl die Einsätze in Deutschland erfolgen. Irisches Arbeitsrecht unterschreitet deutsche Standards deutlich – scheinbar legal.

Kundgebung der Streikenden aus Kabinencrew und Cockpits im Oktober 2018 in Berlin-Schönefeld; Foto: Christoph Wälz.

Flugbegleiter*innen bekommen bis zu 1000 Euro weniger als Kolleg*innen bei Easy Jet. Sie sind Schikanen ausgesetzt, wenn sie das Soll bei Verkäufen nicht erreichen. Im Krankheitsfall gibt es keine Lohnfortzahlung. Außerhalb der Hauptsaison muss unbezahlter Urlaub genommen werden. Gleichzeitig wehrt sich Ryan Air mit Händen und Füßen gegen die gewerkschaftliche Organisierung.

Wer arbeitet unter solchen Bedingungen? Hauptsächlich hochqualifizierte junge Menschen aus krisengeplagten Ländern wie Spanien, Portugal oder Italien. Die hohe Arbeitslosigkeit zu Hause treibt sie in die Arme von Konzernen wie Ryan Air. Man könnte meinen, dass sie sich daher gezwungen fühlen, alles hinzunehmen, nach dem Motto: Besser ein mieser Job als keiner.

Zum Glück nicht.

Ryan Air knickt ein

Ein mutiger und entschiedener Kampf über Monate hinweg mit Streiks, Protestaktionen, Beteiligung an Demonstrationen, wie #unteilbar am 13. Oktober, und einer beeindruckenden Selbstorganisierung führten zum Einknicken der Fluglinie. Nun wird ein Tarifvertrag verhandelt und eine besonders absurde Klausel im Betriebsverfassungsgesetz novelliert, die die Gründung eines Betriebsrats abhängig von einem Tarifvertrag machte.

Eine Besonderheit war die Zusammensetzung der Kämpfenden. Aus den Kabinencrews waren mehrheitlich und maßgeblich die Frauen ganz vorne dabei im Kampf für bessere Arbeitsbedingungen und Respekt im Beruf.

Nun könnte man denken, dass zwar die Basis weiblich dominiert ist, aber die höheren Ebenen, also Tarifkommission und ver.di-Hauptamtliche, sicher männlicher geprägt sind.

Zum Glück nicht.

Die Tarifkommission ist fast ausschließlich von Frauen besetzt und die Verhandlungen werden von kämpferischen ver.di-Sekretärinnen geführt. Der bundesweite Frauen*streik kommt und im Zuge dessen können wir Erfolge wie den Kampf bei Ryan Air auch aus dieser Perspektive feiern und uns davon inspirieren lassen.

Sainaa Bold arbeitet als Organizerin für gewerkschaftliche Kampagnen.

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